Albert Mathier & Söhne: Feine Weine aus dem Wallis

Es war im März 2006 auf der ProWein in Düsseldorf, als ich das erste Mal mit Schweizer Weinen in Berührung kam. Es war spät, die Messe ging zu Ende und mein damaliger Arbeitskollege und ich waren auf dem Weg Richtung Ausgang. In irgendeinem Seitengang, kurz vor dem Ausgang, gingen wir noch an einem Messestand mit Schweizer Weinen vorbei. Moment. Schweizer Weine? Mit der Schweiz brachte ich alles in Verbindung; Schokolade, Skifahren, Schnee, FIFA, Berge, Heidi, Gold, Taschenmesser, Vignette, Kaffee, aber bestimmt nicht Wein. Es ist aber so, in der Schweiz wird Wein angebaut, sogar auf einer Fläche von ca. 15.000 ha und wir hatten das überhaupt nicht auf dem Schirm. Hinter dem Stand war ein netter Herr, Amédée Mathier, der uns enthusiastisch über seine Rebsorten und Weine berichtete. Trotz des langen Messetages waren wir hin und weg. Von den Weinen und von Amédée. Damals war ich noch Wissenschaftler bei der Fraunhofer Gesellschaft. Aus dieser kurzen Begegnung entwickelten sich zwei Dinge: ein einzigartiges Forschungsprojekt über Spontanhefevergärung, das von den Mathiers maßgeblich mit unterstützt wurde und eine neue Freundschaft. Die Dauer der Freundschaft hat die Dauer des Forschungsprojektes inzwischen bei weitem übertroffen, das Forschungsprojekt zumindest zum Erkenntnisgewinn beigetragen.

Die danach häufig stattfindenden Besuche in Salgesch bei der Kellerei "Albert Mathier & Söhne" im Wallis führten auch dazu, dass Schweizer Weine immer mehr für mich in den Fokus gerieten. Die Art und Weise, wie hier Wein angebaut wird, die Vielfalt an autochthonen Rebsorten und die Qualität der Weine waren und sind für mich einzigartig. Diese Weine haben Emotionen, haben Persönlichkeit.
Das Familienunternehmen der Mathiers besitzt inzwischen mehr als 30 ha Rebflächen, auf denen eine Vielfalt an Rebsorten kultiviert wird. Insgesamt 300.000 Rebstöcke wachsen hier an der Rhone unter klimatisch idealen Bedingungen. Die unterschiedlichen Böden und Lagen sorgen dafür, dass Terroir wirklich schmeckbar ist.
Aus klassischen Sorten wie Pinot Noir, Chardonnay, Pinot Blanc und Fendant sowie aus autochthonen Trauben wie Cornalin, Heida, Humagne Blanc, Petite Arvine baut Kellermeister Fadri Kuonen jedes Jahr aufs Neue meines Erachtens herausragende Weine aus. Weine, die in Deutschland teilweise als kostspielig angesehen werden, die aber eines sind, jeden Cent bzw. Rappen wert. Es stimmt schon, Schweizer Weine sind nicht günstig und werden daher nie zum Massenprodukt. Gerade das finde ich bei einem Produkt wie Wein gut. Zu viele vergleichbare und furchtbar langweilige Weine überschwemmen unseren Markt. Produkte, die sich vom Lebensmittelmassenmarkt abheben, sind nicht nur für die Weinbranche extrem wichtig, sondern für die gesamte Lebensmittelbranche.

Seit einigen Jahren werden in der Kellerei auch erfolgreich Amphorenweine produziert. Weine, die in so genannten Kvevris – georgischen Tongefäßen – ausgebaut werden. Die Mathiers waren die ersten in der Schweiz, die in der traditionellen Art und Weise Wein produzierten und trugen so maßgeblich dazu bei, dass die später als Orange Wines bekannt gewordenen Weine inzwischen weltweit eine große Popularität erreicht haben.
Es bleibt spannend, was wir aus dem Hause Mathier in der Zukunft noch erwarten können.

Für Sie berichtete Dr. Björn Seidel