Interview mit Pascal Burkard zur Produktentwicklung bei TTM

F: Raclette ist etwas Traditionelles, Bewährtes. Braucht es hier überhaupt eine Produktentwicklung?
A: Ja, absolut, auch wenn die Frage nicht ganz unberechtigt ist. Viele Kunden suchen bei Fondue und Raclette das Bekannte, nicht primär das Neue, es geht ja schliesslich um Brauchtum. Trotzdem ist Produktentwicklung unverzichtbar, weil Produkte immer verbessert werden können. Man muss sie nicht immer komplett verändern, ist manchmal auch besser. Die schrittweise Anpassung von Material, Formen und Farben gehört beispielsweise dazu, ebenso wie kleinere, technische Komfortverbesserungen.
F: Es geht also nicht primär darum, den grossen Wurf zu landen?
A: Produktentwicklung ist eher Knochenarbeit. Sie kommt Schritt für Schritt voran, braucht Zeit und führt nicht immer zum gewünschten Erfolg. Die zündende Idee für ein komplett neues Produkt ist natürlich eine schöne Sache. Letztlich streben alle danach. Aber der Funken zum Markt muss noch springen.

F: Welches Produkt, das TTM entwickelt hat, würden Sie „als zündende Idee“ bezeichnen?
A: Wenn ich die letzten 20 Jahre Revue passieren lasse, dann ist das ungewöhnlichste Produkt wahrscheinlich das „Twiny Cheese“ mit den Teelichtern. Es passte nicht wirklich in unser klassisches, angestammtes Sortiment, obwohl wir stromlose Produkte schon seit einiger Zeit herstellten. Wir haben die Produktform sehr früh und sehr klar vor Augen gehabt und mussten dann eine Lösung suchen, wie man Energie zuführt. Es ist dann mit den Teelichtern gelungen. Das Produkt hat sofort Erfolg gehabt, und es hat nicht lange gedauert, bis die Kopisten ans Werk gingen.
F: Wenn man mal die zündende Idee weglässt, woher kommen die Ideen für die Entwicklung?
A: Im Grunde lässt sich sehr vieles auf Marktbeobachtung und Kundenwünsche reduzieren. Direkte Inputs erhalten wir von konkreten Kundenanfragen, die eine fast fertige Produktidee (für eine eigene Kommerzialisierung) haben oder von Produktanwendern, die mit einer Verbesserungsidee kommen. Indirekt gewinnen wir Einsichten natürlich via Kommentare und Reparaturen. Auch ein Blick in frühere Zeiten lässt ab und zu wieder eine gute Idee entstehen. Durch Marktbeobachtung schliesslich versuchen wir herauszufinden, was fehlt oder in welche Richtung die Kundenwünsche gehen könnten.

F: Wie ist die Produktentwicklung bei TTM organisiert?
A: Wir versuchen seit einiger Zeit, alle Produktfragen an einer Stelle zu konzentrieren.
F: Das heisst?
A: Wie quasi alle kleineren Unternehmen verfügen auch wir nicht über eine Forschungs- & Entwicklungs-Abteilung, und trotzdem stehen Produktfragen immer im Raum und werden oft von allen möglichen Personen bearbeitet. Ein solches „Verzetteln“ wollten wir verhindern, indem wir eine Stelle geschaffen haben, die ausschliesslich mit Produktfragen betraut ist. Wir erachten das als einen pragmatischen, angemessenen Ansatz.
F: Und wer gibt den Takt bei der Produktentwicklung vor?
A: Die Richtung der Produktentwicklung wird im Team (Geschäftsführung / Produktentwicklung) für einen Zeitraum bis zu drei Jahren bestimmt. Selbstverständlich ist aber stets eine rollende Planung rsp. Anpassung nötig, weil z.B. Kundenanfragen kurzfristig auftauchen. Wir wollen diese flexibel beantworten können, denn wir stellen auch Produkte auf Mass her, mal ganz abgesehen von Personalisierungen für Promotionszwecke. Schliesslich muss noch erwähnt werden, dass sich staatliche Regulierungen immer wieder ändern und die Produktentwicklung beeinflussen, respektive man muss Produkte anpassen.
F: Indiskrete Frage: Woran arbeitet TTM aktuell?
A: Kann ich Ihnen leider nicht im Detail beantworten. Kann aber sagen, dass unsere Projektliste ziemlich lang ist. Darauf stehen sowohl Projekte, die mit der weiteren Verbesserung von bestehenden Produkten als auch mit neuen Produkten zu tun haben. Persönlich freue ich mich auf die Umsetzung einer Idee, die wir schon seit einiger Zeit verfolgen und die ich als ziemlich spannend ansehe. Aber bisher ist nichts spruchreif.
Dann freuen wir uns auf alles Weitere und danken recht herzlich für das Gespräch.

Das Interview führte Klaus Zweiacker