10 Fragen an Eddy Baillifard, Fromagerie de Champsec
Salue Monsieur Baillifard,
vielen Dank, dass Sie sich heute für dieses Interview bereit erklärt haben. Würden Sie sich bitte kurz vorstellen?
Ich bin Käser aus Leidenschaft. Mein Vater war kein Käser, aber mein Großvater war einer und mein Sohn ist ebenso Käser. Ich bin Vizepräsident der Dachgesellschaft Raclette du Valais AOP und auch Vizepräsident des Organisationskomitees für Capitale de la Raclette. Ich bin hier im Bagnes geboren und aufgewachsen, dem Ursprungsland des Raclette-Käses. Hier ist Raclette geboren und darum nennen wir uns Hauptstadt des Raclettes.
Lassen Sie uns über Raclette reden. Erinnern Sie sich an Ihr erstes Raclette?
Ja. Das war an meiner Taufe [lacht].
Was macht das Raclette für Sie besonders?
Die Essenz des qualitativ hochwertigen Raclettekäses hier im Bagnes ist, dass das Klima mediterran und der Boden dadurch sehr mineralhaltig ist, was dazu führt, dass die typische Flora heranwächst und ich einen so guten Raclettekäse herstellen kann. Der Käse wird nicht pasteurisiert und auch nicht anderweitig thermisch behandelt, unser Käse ist ausschließlich Rohmilchkäse.
Wie sieht für Sie ein perfekter Raclette-Abend aus?
Raclette kann man bei jeder Gelegenheit genießen: an Taufen, bei Hochzeiten, bei Beerdigungen und bei vielen anderen Gelegenheiten. Den einen perfekten Raclette-Abend gibt es so also nicht, das kann sehr unterschiedlich ausfallen.
Welcher ist Ihr Lieblings-Raclettekäse?
Alp-Raclettekäse mag ich. Der hat viel Aroma, weil die Flora in der Höhe sehr reichhaltig ist. Mein absoluter Lieblings-Käse ist Augustkäse, weil die Kühe, aus deren Milch der Käse hergestellt wird, auf 2.800 m über dem Meeresspiegel grasen. Dort ist die Flora sehr fein.
Welche ist Ihre Lieblingszutat? Was sollte auf keinen Fall fehlen?
Als Getränk auf jeden Fall ein Fendant, zum Essen muss es ganz klassisch sein mit Pellkartoffeln, Silberzwiebeln und Essiggurken.
Bevorzugen Sie Pfännchen-Raclette oder gestrichenen Raclette?
Ich bevorzuge Raclette ganz klassisch am Ofen oder an Holzkohle. Leider wird mengenmäßig auch hier mehr Raclette in Pfännchen konsumiert, aus irgendwelchen Gründen, was ich sehr bedauere.
Was sollte man beim Raclette-Essen möglichst vermeiden?
Man darf nicht in Eile sein! Man muss sich Zeit nehmen und genießen. Raclette sollte ein gemeinschaftliches Erlebnis sein. Jeder wartet, bis er mit seiner Portion dran ist, dazwischen gibt es genug Zeit für Konversation.
Haben Sie irgendwelche Dekorationstipps oder Musikideen, mit denen man die Harmonie des Raclettes unterstützen könnte?
Als Musik würde ich persönlich Folklore empfehlen. Wenn ich ein Raclette-Event veranstalte, dann nehme ich meine Akkordeon-Gruppe mit, die vor Ort für die passende Stimmung sorgt. Ich habe auch gerne Kellnerinnen dabei, die in angemessener Tracht aushelfen. Aber das lässt sich nicht immer so einfach bewerkstelligen.
Wen würden Sie mal gerne zum Raclette einladen?
Wir haben hier einen Botschafter namens James Blunt. Er hat ein Chalet in Verbier und liebt Raclette und Fondue. Mit ihm möchte ich gerne mal ein privates Raclette essen [lacht].
O.k. – vielen Dank für das Interview.
Gern.

Das interview führte Klaus Zweiacker